Peter Voellmy

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Bernhart Matters Leben

Matterprojekt

Bernhart Matter’s Leben

Am 21. Februar 1821 wurde Bernhart Matter als dritter Sohn des Bernhard und der Katharina Matter-Wild geboren. Kaum schulpflichtig, musste auch er, wie alle seine acht Geschwister, im Haushalt mitarbeiten. Seine Aufgabe war das Hüten der Kuh. Darüber schwänzte Bernhart allerdings des Öftern die Schule.
Das ungebundene Leben, das sich Bernhart als Hüterbube angewöhnte, hatte keinen günstigen Einfluss auf seinen Charakter, und bald fiel er durch Diebereien auf. Als er mit 15 Jahren beim Aarauer Bijoutier Cellier einen frechen Schmuckdiebstahl beging, geriet er erstmals in Kontakt mit der Justiz. Das Gericht verurteilte ihn am 29. 6. 1836 zu einer korrektionellen Gefängnisstrafe von 4 Wochen.
Nach einer Maurerlehre gab Matter vorerst keinen Grund für Klagen, wurde dann aber wieder rückfällig, was ihn am 7.8.1841 zum zweiten Mal vor das Gericht und ins Gefängnis brachte.
Nach seiner Entlassung im Herbstmonat desselben Jahres verheiratete sich Matter mit Barbara Fischer. Aus dieser Ehe stammte eine geistesschwache Tochter.
Weitere Diebstähle brachten dem 23-jährigen Matter erneut eine Kettenstrafe auf die Dauer von drei Jahren ein.
Nach seiner Entlassung nahm er sich fest vor, sein Brot künftig durch ehrliche Maurerarbeit zu verdienen. Die guten Vorsätze hielten allerdings nicht lange an, und er landete diesmal im Gefängnis von Olten.
In der Nacht auf den 30.3.1849 gelang es ihm, die Gitterstäbe seines Zellenfensters aus der Mauer zu brechen und sich, trotz schwerer Ketten an Händen und Füssen an zerschnittenen und wieder zusammengebundenen Wolldecken und Leintüchern vom dritten Stockwerk herunterzuhangeln. Einen zufällig herannahenden Nachtwächter jagte er in die Flucht, indem er einen losgerissenen Kettenhund vortäuschte.
Mit Hilfe des Huttechaschper konnte Matter aber wieder festgenommen und dem Bezirksgericht Zofingen zugeführt werden. Das Urteil war noch nicht gefällt, als dem Matter am 8.10. die Flucht abermals gelang. In der Umgebung Muhens fand Matter genug Leute, die ihm in Scheunen und Ställen ein Nachtlager gewährten. Solcherlei Gastfreundschaft bezahlte er jeweils mit gestohlenen Lebensmitteln, was ihm den Ruf eines Robin Hood eintrug.
Schliesslich wurde Matter doch in einem Heustock zu Muhen entdeckt, gefänglich eingezogen und nach Baden transportiert.
In der Strafanstalt Baden wurden „die umfassendsten und hinreichendsten Vorkehrungen getroffen“, um Matter würdig zu verwahren, was nichts anderes hiess, als dass er mit schweren Ketten an den Boden seiner Zelle geschmiedet wurde. Doch Matter nutzte die Momente auf dem Abort, um seine Flucht vorzubereiten und in der Nacht auf den 19.8.1850 entwich er aus der vermeintlich ausbruchssicheren Zelle. Von seiner 16-jährigen Kettenstrafe hatte er lediglich 5 ½  Monate abgesessen.
Nach seiner Flucht fand Matter Aufnahme im Haus des „Huttechaschper“. Matter vergalt es der armen Familie mit Proviant, welchen er von seinen nächtlichen Raubzügen mitbrachte.
Mit dem Rest der Beute machte sich Matter auf nach Bern, um dort die „Effekten“ zu verkaufen. Zwischen Wynigen und Burgdorf wurde er jedoch von Wegelagerern angefallen und eines Teils der Diebesbeute beraubt. Dabei verletzte ihn einer der Burschen durch einen Streifschuss an der Hand. Um gegen ähnliche Vorfälle gewappnet zu sein trug Matter fortan eine Pistole auf sich, allerdings „ohne Gschröt, und nur mit Pulver geladen“.
In jener Zeit wollte er die „ungemütliche“ Heimat verlassen und nach Amerika auswandern. Aber er blieb bereits im Elsass am durchtriebenen Gauner Kemar hängen und arbeitete als Schmuggler von Seide und Zigarren.
Nach einem Aufenthalt in Paris reiste er nach Le Havre weiter, um sich nach Amerika einzuschiffen. Aber er wurde von den Ärzten abgewiesen, weil er sich in Paris die Syphilis geholt hatte.
Matter kehrte wieder in den Aargau zurück, obwohl er genau wusste, dass kein Richter mit ihm Gnade haben würde.
Nach seiner erneuten Verhaftung in Erlinsbach brach er immer wieder aus den Gefängnissen aus und sorgte mit der spektakulären Flucht aus der Festung Aarburg für den Höhepunkt seiner Ausbruchsserie.
Wieder verschwand er im Elsass. Erst im Herbst 1853 erschien er wieder als gemachter Mann und spätere Zeugen berichten, er hätte einem Pfarrer mit schwarzem Rock und schwarzem Hut geglichen. Das Heimweh hatte ihn zurückgetrieben.
Am 2. Januar wurde er nach einem harten Kampf in der Herberge in Teufenthal verhaftet und dem Richter zugeführt. Und dieses Mal kannte niemand mehr Gnade. Er wurde zum Tode verurteilt und der Grosse Rat wies am 23. Mai 1854 sein Gnadengesuch ab.
Am 24. Mai rumpelte um fünf Uhr morgens eine Kutsche von Aarau nach Lenzburg. Bei den fünf Linden wurde Matter herausgezogen, und er wankte durch ein Spalier von Landjägern und Militär zur Richtstätte. Unter den Augen von mehr als 2000 Zuschauern schnitt ihm Scharfrichter Mengis die Nackenhaare ab und richtete seinen Oberkörper gerade auf. Dann trat er einen Schritt zurück und schwang das doppelhändige Richtschwert – ein Poltern und schon konnte er den Kopf am Schopf packen und mit ausgestrecktem Arm der Menge zeigen.  

 
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